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Vita

* 18. Januar 1903 in Hamburg, Deutschland; † 17. Oktober 1996 in London, England

Der Komponist und Dirigent Berthold Goldschmidt kam als Sohn eines Kaufmanns in Hamburg zur Welt. Er erhielt als Kind Klavierstunden und wurde zudem in Harmonielehre und Kontrapunkt unterrichtet. Nach seinem Schulabschluss studierte er zunächst Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg, wechselte allerdings nach kurzer Zeit an die Hochschule für Musik in Berlin, um Komposition, Dirigieren und Musikwissenschaft zu studieren. Im Jahr 1925 gewann er mit seiner »Passacaglia op. 4« für Orchester den Mendelssohn-Staatspreis und erlebte infolgedessen sowohl in Deutschland als auch in Europa erfolgreiche Aufführungen seiner Werke. Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihm allerdings in Deutschland gleich aus mehreren Gründen ein Berufsverbot erteilt: Er war Jude, politisch „unzuverlässig“ und Vertreter der Neuen Musik. Infolgedessen emigrierte er 1935 nach London und verdiente sich hier zunächst den Lebensunterhalt mit Privatunterricht. Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er zum musikalischen Leiter der deutschen Abteilung der BBC ernannt und arbeitete außerdem mit verschiedenen britischen Orchestern zusammen. Goldschmidt konnte in England nicht an seine frühen Erfolge in Deutschland anknüpfen. Dies führte dazu, dass er im Jahr 1958 das Komponieren fast vollkommen einstellte. Erst 1982 nahm er die Arbeit als Komponist wieder auf und schrieb bis zu seinem Tode noch eine Vielzahl an Werken. Goldschmidts frühen Kompositionen waren meist frei-atonal gestaltet, entzogen sich allerdings auch in späteren Jahren den Techniken streng avantgardistischer Strömungen. Er bewegte sich stattdessen zwischen Konstruktion und Expressivität, arbeite mit Leitthemen und -motiven sowie mit Dramatik und Kontrapunkt. Durch die Aufführung seiner Ciaconna Sinfonica durch Simon Rattle bei den Berliner Festwochen im Jahr 1987 wurde Goldschmidt schlagartig wieder bekannt und erlebte bis zu seinem Tode 1996 eine Wiederentdeckung seiner Werke.