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Vita

* 31. Juli 1902 in Berlin, Deutschland; † 10. Dezember 1942 in Kaunas, Litauen

Edwin Geist kam im Jahr 1902 in Berlin zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist bislang wenig bekannt. Laut eigener Tagebucheintragungen habe seine Tante, die in einem Opernchor sang, seine Neugierde für die Bühne und die Oper geweckt. Er arbeitete ab 1924 phasenweise als Korrepetitor und Kapellmeister an verschiedenen Bühnenhäusern. Parallel begann er eigene Kompositionen zu entwerfen. Hierzu zählten zunächst einige Lieder und die Oper Der Golem. Im Jahr 1937 erteilte ihm die Reichsmusikkammer als „Halbjude“ in Deutschland allerdings ein Berufsverbot. Daraufhin emigrierte er nach Litauen und heiratete dort die jüdische Pianistin Lyda Bagriansky. In den darauffolgenden Jahren entstanden die meisten seiner Kompositionen. Neben Liedern zählen hierzu auch eine Tanzpantomime und Orchesterstücke sowie sein wohl bekanntestes Werk Kleine deutsche Totenmesse. Außerdem verfasste er Artikel für Fachzeitschriften und setzte sich in einem Buch ausführlich mit dem litauischen Volkslied auseinander. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde Geist 1941 dazu gezwungen, mit seiner Frau in das Ghetto in Kaunas zu übersiedeln. Zwar gelang ihnen im Jahr 1942 die Befreiung, allerdings wurde Geist wenig später von der Gestapo verhaftet und erschossen. Auch seine Frau Lyda kam kurze Zeit später ums Leben: Sie nahm sich aus Verzweiflung über den Tod Ihres Mannes das Leben. Ein Teil des Nachlasses von Edwin Geist ist inzwischen im Besitz der Staatsbibliothek Ost-Berlins; seine Kompositionen blieben aber bis zum heutigen Zeitpunkt weitestgehend unbekannt und unveröffentlicht.