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Vita

* 28. April 1868 in Berdjansk, Ukraine; † 11. Februar 1927 in Tel Aviv, Israel

Der Komponist, Volksmusikforscher und Musikkritiker Joel Engel stammt aus der ukrainischen Hafenstadt Berdjansk am Schwarzen Meer. Er studierte zunächst Jura, ging später nach Moskau, um dort Komposition zu studieren. Ab 1897 schrieb er Musikkritiken für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, wozu auch die einflussreiche russische Zeitung Russkiye Vedomosti zählte. Seine Kritiken veranschaulichen ein scharfes Wahrnehmungsvermögen und den Versuch, möglichst Neutralität und musikästhetische Offenheit zu wahren. Engel verfasste außerdem Artikel für verschiedene Musiklexika und gewann immer mehr an intellektueller Bedeutung für das russische Musikleben. Um die Jahrhundertwende herum entwickelte er ein starkes Interesse für jüdische Musik. Engel wurde Mitglied einer 1908 gegründeten Gesellschaft für jüdische Volksmusik und organisierte Lesungen und Konzerte. Nach der Revolution arbeitete er als Lehrer und unterrichtete unter anderem in einem jüdischen Waisenheim. 1922 zog er für zwei Jahre nach Berlin und gründete dort den Juwal-Verlag für jüdische Musik, der auch bald eine Niederlassung in Palästina unterhielt. Auch Engel zog 1924 nach Palästina und unterrichtete am Shulamit-Konservatorium in Tel Aviv. Einen außerordentlichen Beitrag zur Erforschung jüdischer Musik leistete Engel außerdem, indem er mit einem Phonographen jüdische Musik mit jiddischen Texten aufnahm, um sie anschließend in seinen eigenen Kompositionen zu verarbeiten. Zu seinen Werken zählen vorwiegend Klavier- und Kammermusik, Lieder und Chöre, aber auch Bearbeitungen jüdischer Volkslieder. Er motivierte zudem auch andere jüdische Komponisten, sich mit der eigenen Musiktradition zu befassen.