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Vita

* 23. Mai 1923 in Târnăveni, Rumänien; † 12. Juni 2006 in Wien, Österreich

Der Komponist György Sándor Ligeti kam 1923 im heutigen Târnăveni, einer Stadt im rumänischen Siebenbürgen, als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern zur Welt. Bereits früh erhielt er Klavierunterricht und entwarf seine ersten sinfonischen Kompositionen. Ligeti strebte nach Ende seiner Schullaufbahn zunächst ein Studium der Physik und Mathematik an, was ihm jedoch aufgrund der restriktiven Zulassungsbedingungen für Juden verwehrt blieb. Im Jahr 1941 setzte er stattdessen seine musikalische Ausbildung in Musiktheorie und Orgel am Konservatorium Cluj fort und erhielt zusätzlich Kompositionsunterricht in Budapest. Drei Jahre später musste er seine Studien unterbrechen, da er zum Wehrdienst in die ungarische Armee einberufen wurde. Er geriet in sowjetische Gefangenschaft, konnte allerdings entkommen, wohingegen sein Vater und sein jüngerer Bruder im Konzentrationslager ums Leben kamen. 1945 nahm er seine Studien an der Budapester Musikakademie wieder auf, beschäftigte sich mit musikethnologischer Volksmusikforschung, publizierte hierzu und lehrte selbst von 1950 bis 1956 an der Budapester Akademie Kontrapunkt, Harmonie- und Formenlehre. Die umgreifende Stalinisierung in Ungarn schränkte ihn zunehmend ein, sodass er im Jahr 1956 zunächst nach Österreich und anschließend nach Köln übersiedelte, wo er am elektroakustischen Studio des WDR arbeitete. Obwohl er selbst nur insgesamt drei Werke im Bereich der elektroakustischen Musik komponierte, inspirierten ihn die technischen Möglichkeiten wie Hüllkurvenbehandlung, Schnitttechnik und Clusterfüllung. Ende der 1950er Jahre feierte er große Erfolge mit Werken wie Apparitions oder Atmosphères, die der strengen Dogmatik des Serialismus entgegenstanden. Waren seine frühen Werke noch von ungarischer Folklore beeinflusst, beschäftigte er sich später mit Klangflächen und Mikropolyphonie - der Überlagerung zahlreicher Stimmen. Im Jahr 1985 begann er mit der Arbeit an den Études für Soloklavier, in denen er mit komplexen rhythmischen Überlagerungen experimentierte. In seiner späten Schaffensphase interessierten den Komponisten auch Mikrotöne und unkonventionelle Stimmungen. Bis zu seinem Lebensende im Jahr 2006 lehrte Ligeti an diversen Musikhochschulen und wurde an die Hamburger Hochschule für Musik und Theater berufen. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen.